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Was darf ein Membership Blog kosten?

Ein Membership Blog kann eine attraktive Lösung für Blogger sein. In diesem Artikel geht es vor allem um die Preisfindung.
Was darf ein Membership Blog kosten?

Vor rund 8 Wochen haben ein Membership Modell auf meinem Blog eingeführt. Hier erfährst du, welche Gedanken ich bei der Preisfindung berücksichtigen musste, und wie ich selbst ein Preismodell gefunden habe.

Dafür

  • schaue ich mir alternative Geschäftsmodelle für digitale Inhalte an,
  • gehe ich auf die Preisfindung bei meinem eigenen Membership Blog ein,
  • zeige ich, welche Umfrageergebnisse dazu entstanden sind.

Warum überhaupt einen Membership Blog?

Irgendwann im Frühjahr 2023 dieses Jahres fasste ich den Entschluss, meinen bisher öffentlichen und für Leser kostenlosen Blog rund 7 Jahre nach dem Start und mit längeren Pausen zu einem Membership Blog umzubauen. Es war das Ergebnis einer längeren Phase der Überlegungen, gefolgt von einer technischen Umsetzung mit dem CMS Ghost.

Statt

war mein Ziel, vor allem unabhängig von Google und möglichen Affiliate oder Werbepartnern zu werden.

Statt immer nur über Keywords zu schreiben, die auch bei Google gesucht werden, sah ich über die Jahre immer wieder den Bedarf für Inhalte, die aus SEO Sicht wenig Sinn ergeben - aber dennoch für kleine Unternehmen wichtig sind.

Mehrwert im Vordergrund

Mein Ziel mit LSWW war schon immer, Fokus auf klaren Mehrwert zu legen, und dafür aus erster Hand aus der Praxis als Online Unternehmer zu berichten. SEO Traffic war lediglich ein Bonus.

Ich wollte vor allem für Menschen schreiben, und nicht zwingend für Google (ist natürlich weiterhin nice to have).

"Übergelaufen" war das Fass dann mit der rasenten Entwicklung von KI. Der Aufstieg von KI bei der Content Produktion, und den damit einhergehenden Folgen für die SEO Welt, zwingen uns Blogger, über alternative Geschäftsmodelle nachzudenken.

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Ein Membership Modell verfolgt genau diesen Gedanken: Mitglieder bezahlen einen kleinen Beitrag und ermöglichen damit Autoren, sich Zeit für neue Inhalte zu nehmen. Im Gegenzug erhalten Leser das, wofür sie bereit sind, zu bezahlen. Ein fairer Deal.

Auch, wenn ich überzeugt davon bin, dass LSWW eine ideale Ausgangssituation für einen Membership Blog mitbringt, es spricht nichts dagegen, auch alternative Wege weiterhin zu verfolgen.

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Warum Kurse (für mich) keine Alternative sind

Ein anderer Weg, um mit einem Blog Geld zu verdienen, ist der Verkauf von digitalen Einmal-Produkten oder teuren Dienstleistungen. Die Landschaft ist geprägt von Coaches, Kursen und kreativen digitalen Produkten. Vor allem erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Ein Modell, was grundsätzlich funktioniert, aber auch einige Nachteile mit sich bringt:

  • Sie sind meist deutlich teurer für Leser/Käufer
  • Sie behandeln meist nur ein bestimmtes Thema (Unternehmertum ist vielfältig)
  • Sie überfordern manchmal (wegen des Umfangs) und führen zu "Scheuklappen". Wer hunderte Euro für einen Kurs bezahlt, der fühlt einen inneren Druck, "es wie im Kurs gezeigt" machen zu müssen. Das kann im Einzelfall auch nach hinten losgehen.
  • Kurse gehen selten auf individuelle und lokale Besonderheiten ein. Besonders amerikanische Kurse verkaufen häufig Methoden oder Philosophien, die in Deutschland einfach nicht funktionieren.

Nicht alle Punkte kann ein Membership Modell lösen. Und wer eine ganz individuelle Betreuung benötigt, kommt um ein Coaching nicht herum.

Unterschiedliche Arten von Abo Modellen für Blogs und Magazine

In Deutschland sind Membership Blog noch rar, weshalb es auch noch wenig Vergleichsmaterial gibt. Es gibt allerdings verwandte Ansätze.

Magazin Abos

Wir alle kennen Bezahlschranken bei großen Online Magazinen. Die Grundidee ist gleich: Content gegen Bezahlung.

Der wichtigste Unterschied zum Membership ist aber, dass hier vor allem für den News-Faktor, das Thema, die Brand gezahlt wird. Es ist wie die Tageszeitung oder die Financial Times, die ich "blind" kaufe, weil ich mich in einem bestimmten Thema/Markt informieren möchte. Wer den Content schreibt, ist sekundär. Die Reichweite hat Unternehmen dahinter, den Abo-Beitrag auch. Journalisten sind angestellt und werden weiterhin "wie üblich" vergütet (meist Anstellung oder Freelance).

Bezahlschranke bei Spiegel.de

Die Beiträge solcher Abos sind mit denen einer Wochenzeitung vergleichbar. Häufig gibt es ein Einstiegsangebot, gefolgt von Preisen zwischen 5 € und 15 € pro Monat. Nicht selten wird man zu einem Jahresabo verpflichtet.

Supporter Abos

Supporter Abos sind mit Plattformen wie Patreon oder dem deutschen Pendant Steady in den letzten Jahren bekannt geworden.

Die Idee ist, Content Creators selbst eine Möglichkeit zu geben, sich von ihrer Community finanzieren zu lassen und unabhängig(er) von den Fängen der großen Plattformen werden. Ob YouTube, Instagram, Twitch und Co - der "böse Algorithmus" hat sicher überall schon mal zugeschlagen, und dem ein oder anderen Influencer oder Creator nicht nur Likes, sondern damit auch den finanziellen Boden und den Füßen weggezogen.

Der Unterschied zum Membership Blog ist aber, dass Creators größtenteils keine oder nur eine geringe Gegenleistung für ihre Supporter gewähren. Mal gibt es "behind the scenes" Ausschnitte, mal eine Erwähnung im Abspann des nächsten YouTube Videos, und vielleicht sogar mal einen Sticker oder ein T-Shirt. Der eigentliche Gegenwert ist aber das, was es schon immer gab: Tollen Content, den tausende oder Millionen Menschen gerne zur Unterhaltung konsumieren.

Das Modell läuft daher häufig auf eine Art Spendenprogramm hinaus. Eine tolle Lösung, die aber erst funktioniert, wenn eine gewisse Fan-Base aufgebaut wurde. Steady rechnet hier (bei Blogs) übrigens ziemlich optimistisch mit 5 % der regelmäßigen Leser, die 5 € pro Monat bezahlen wollen.

Ein Beweis, dass das Supporter Abo gut funktioniert, ist z. B. die polnisch-stämmige YouTuberin Eva zu Beck. Sie hat über 1,7 Mio Follower auf Ihrem YouTube Kanal und ermöglicht über Patreon u.a. für 18,50€ / Monat im Abspann ihrer Videos zu erscheinen. In diesem Video (von Anfang August 2023) zähle ich 180 Namen. Das allein beschert ihr aktuell 3.330 € Umsatz im Monat.

Membership Blog - Eva zu Beck Patreon
Namen von Patreons im Abspann von Eva zu Beck's Video

Membership Blogs

In meiner Wahrnehmung grenzen sich Membership Blogs noch einmal von Magazin Abos und Supporter Abos ab.

Im Gegensatz zu Magazin Abos geht es hier auch darum, die Menschen hinter dem Projekt unterstützen, die den Content erstellen. Gründerszene.de und BusinessInsider.de gehören zu Axel Springer. Auch die Spiegel Gruppe ist ein riesiges Unternehmen mit 1.300 Mitarbeitern.

Von echter Unabhängigkeit kann man hier als nicht sprechen, wenn wir auf den einzelnen Journalisten oder Autoren schauen. Als Geschäftsmodell für den Konzern mag das aber durchaus funktionieren.

Im Gegensatz zu Supporter Abos geht es bei Membership Blogs hingegen vor allem um den Content. Wer schreibt, ist sekundär. Ob Einzelpersonen oder kleines Redaktionsteam, wichtig ist der Inhalt. Zu den größten unabhängigen Membership Blogs in Deutschland dürfte Krautreporter.de zählen. Auf deren Steady-Seite ist die Rede von über 16.000 Mitgliedern.

Membership Blog Beispiel Krautreporter
Preise des Membership Blogs Krautreporter.de

Preislich sortiert sich das Mitgliederangebot Krautreporter tatsächlich etwas höher ein als bei den Magazin-Abos. Mit einem angenommenen Anteil von 100 % Standard-Mitgliedschaft (7 €/ Monat bei jährlicher Abrechnung), läge der Jahres-Umsatz bereits bei fast 1,4 Mio Euro. Ein Betrag, mit dem das aktuell 20-köpfige Team sehr gut arbeiten kann (entspricht rund 70k€ / Jahr und Mitarbeiter). Der tatsächliche Umsatz dürfte höher sein, und Kosten sind hier auch nicht mit berücksichtigt, aber die Idee wird klar, danke ich.

Mein eigener Membership Blog (LSWW)

Als ich meinen eigenen Membership Blog gestartet habe, hatte dieser Blog rund 5.000 Newsletter Abonnenten, rund 20.000 monatliche SEO Leser und (nach einem Cleanup) nur noch 75 Artikel.

Als Preis legte ich zunächst 6 € / Monat, bzw. 60 € / Jahr fest. Da meine Zielgruppe vor allem Selbstständige und kleine Unternehmen sind, rechnete ich mit ca. 5 € netto pro Monat für die Leser, die auch bei schmalem Gründerbudget drin sein sollten.

Nach etwa 8 Wochen waren bereits mehr als 100 zahlende Mitglieder an Bord. 57 % davon haben ein Jahresabo gebucht.

Membership Blog Wachstum bei LSWW
Wachstum des LSWW Memberships in den ersten 8 Wochen

Der Zulauf war größer als erwartet und Grund genug für mich, erstmal den kompletten Abrechnungsprozess zu automatisieren.

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Was ist die Mitgliedschaft wert?

Die spannendste aller Fragen für mich. So ein Membership muss sich entwickeln und langsam wachsen. Beide Seiten (Leser und Autoren) müssen sich am Ende mit dem Preis wohlfühlen. Mein Gefühl sagte mir, dass 5 € / Monat (netto) deutlich zu wenig für die Art des Contents ist. Meine eigene Wahrnehmung des Mehrwerts durch die Artikel war größer als das.

Also habe ich gefragt, warum die Menschen bisher gebucht haben.

  • 1/3 sagten, weil sie mir schon lange folgen und mich unterstützen wollen.
  • 1/3 sagten, weil sie einen konkrete Pro-Text lesen wollten.
  • 1/3 sagten, weil sie sich auf das freuen, was da noch kommt.

Das sind nur grobe Werte, aber es zeigt, dass die Antwort nicht ganz eindeutig ist.

8 Wochen später hat der Blog 111 Artikel, davon 17 nur für Pro-Member.

Eine erste Maßnahme: Um den Wert der Inhalte besser sichtbar zu machen, habe ich besonders aufwändige und Artikel mit konkreten Handlungsanleitungen in Guides umbenannt und als solche im Blog gekennzeichnet. Guides beinhalten konkrete Beschreibungen mit einzelnen Schritten und Bildern, und können jetzt auch mal 6.000 oder mehr lang sein.

Ergebnisse meine Umfrage

Um noch mehr Feedback von außen einzuholen, habe ich gleichzeitig eine Umfrage auf mehreren meiner Kanäle gemacht. Diese hat vor allem Menschen erreicht, die mich als Blogger bereits kennen, viele aber noch nicht die neue Struktur mit Guides und Pro Content kannten.

Insgesamt haben etwa 60 Menschen abgestimmt. Das sind die vorläufigen Ergebnisse:

Membership Blog Umfrage bei Twitter
Auf meinem Twitter Profil
Membership Blog Umfrage
Umfrage in der Facebook Gruppe der LSWW Community
Umfrage auf meinem LinkedIn Profil

Es wundert mich nicht, dass ein Großteil die günstigste Variante bevorzugt. Erstaunlich ist aber zumindest in Teilen die große Differenz. Wo einige nur 6 € Wert sehen, sehen andere ihn bei 25 €.

Nachdem ich dieses Ergebnis einige Tage verinnerlicht und weiteres Feedback ausgewertet habe, habe ich mich für folgenden neuen Preis entschieden:

  • 9€ / Monat (7,56€ netto)
  • 79€ / Jahr (66,39€ netto, entspricht 5,53€ / Monat, also 27% Rabatt)

Mein Ziel ist es weiterhin, möglichst vielen Menschen Zugang zum Pro Content zu gewähren. Dabei behalte ich immer im Hinterkopf, dass Gründer, die teils noch ganz am Anfang stehen, einfach nur sehr wenig Budget haben.

LSWW soll auch keine Coaching Plattform, sondern eine Anlaufstelle für alle, die ein Online Business aufbauen wollen. Ein Werkzeugkasten.

Fazit

Ein Membership Blog kann funktionieren, auch als sehr kleiner Blog. Was er kosten darf, ist nicht ganz klar zu sagen. Viele Memberships Blogs bewegen sich irgendwo zwischen 4 und 9 Euro im Einstiegstarif, und bieten teilweise höhere Pakete für deutlich mehr an. Sobald es Jährlich über 200 € geht, stecken meist noch Dienstleistungen oder andere Zusatzservices mit drin.

Wichtig ist, einen möglichen klaren Mehrwert für Leser zu schaffen, Premium Inhalte klar zu definieren und regelmäßig darauf hinzuweisen.

Klar muss auch sein, wer die Zielgruppe ist. Ein Membership Blog für Immobilien Makler oder für dürften auch problemlos mit 2- oder 3-stellige Monatsbeträge arbeiten können.

Den Gedanken, nicht nur Content zu bezahlen, sondern auch Autoren zu untersützen, finde ich großartig und fühlt sich gut an. So werden aus Lesern loyale Community Mitglieder und aus einem Hobby Blogger (irgendwann) ein Beruf.

Wenn du meine Reise mit dem LSWW Membership als Geschäftsmodell verfolgen möchtest, werde Pro Member. In meinem monatlichen Pro Report (Newsletter 1x Monat) berichte ich über den Fortschritt in diesem Projekt und gebe Insights und Learnings weiter.

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