Von Zapier zu Make zu n8n - Unterschiede, Vorteile & Nachteile
Automatisierungen sind das Rückgrat meines Business und fester Bestandteil in meinem NoCode Tool-Setup. Es hat sich für mich seit Jahren zur festen Regel entwickelt, dass alle sich wiederholbaren Aufgaben automatisiert werden müssen. Nur so bin ich der Lage, mein Business auch im Alleingang zu managen.
Sogenannte iPaaS-Lösungen (steht für "Integration Plattform as a Service") machen das zum Glück über Workflow-Automatisierungen sehr einfach. Über ein schönes Interface können hier nicht Schnittstellen unterschiedlicher Onlinetools miteinander verbunden werden, sondern auch recht einfach WENN-DANN-Regeln definiert werden, die den Datenaustausch zwischen den Anwendungen gezielt steuern.
Diese Automatisierungen starten dann, sobald ein definierter Trigger ausgelöst wird. Meist ist das ein Webhook (Echtzeit-Veränderung in einer Datenquelle) oder eine feste Zeit ist (z.B. 1x pro Stunde, oder immer samstags um 12 Uhr).
Beispiel: Wenn eine Zahlung bei Stripe eingeht, erstelle (sofort) eine Rechnung in FastBill.
Zu den beliebtesten iPaaS Anbietern gehören in meiner Wahrnehmung Zapier, Make* und n8n*. Ich habe intensiv mit allen drei Tools über die Jahre gearbeitet, und möchte in diesem Beitrag zeigen, wie ich nach einem Zapier-Einstieg zum Make Heavy-User wurde, und mittlerweile mit n8n einen neuen Favoriten gefunden habe.
Es gibt übrigens auch weitere tolle Anbieter wie Activepieces oder Pipedream. Ich fand aber die oberen 3 in ihrem Bereich aber jeweils am besten.
Zapier
Das US-Unternehmen Zapier dürfte für die meisten Automation-Fans der Einstieg in die Welt der iPaaS (gewesen) sein. Kein Wunder, denn Zapier hat vor allem verstanden, wie man ein recht komplexes Thema auch für Einsteiger sehr einfach macht. So war das auch bei mir.
Wer zum ersten Mal mit Zapier arbeitet, kommt mithilfe von Templates und einem klaren Interface schnell zum Ziel. Mittlerweile gibt es sogar Chatbot-Vorlagen, Canvas (um mit anderen zu arbeiten) und Interfaces, mit denen du für Nutzer schöne Trigger-Formulare und mehr bauen kannst.
Dennoch würde ich Zapier heute nicht mehr aktiv empfehlen. Zu unflexibel, zu teuer, zu Amerikanisch. Wer das Thema einfach mal ausprobieren will, für den ist Zapier aber weiterhin ein guter Einstieg.
Make
Nachdem meine damalige monatliche Zapier-Rechnung ziemlich schnell gewachsen war, hab ich vor ca. 2 oder 3 Jahren die europäische Alternative Make.com* für mich entdeckt und lieben gelernt. Ja, ich benötigte trotz Zapier-Erfahrung einige Zeit, um mit Make warmzuwerden. Irgendwann wurde es besser und nachdem mich die Flexibilität und der Preis überzeugt hatten, habe ich kurzerhand alle meine Automatisierungen umgezogen. No more (aktives) Zapier für mich.
Übrigens: Make ist based in München und Prag, und hat einen deutschen CEO. Der Schritt zu Make war also auch aus Datenschutz-Gründen ein Schritt in die richtige Richtung.
Mittlerweile ist erneut Zeit vergangen, in denen ich viele Automatisierungen in Make erstellt und mich zum Heavy-User entwickelt habe. Auf meiner monatlichen Rechnung stehen aktuell rund 80.000 Operations jeden Monat. Das sind monatlich 80.000 Handgriffe oder Klicks, die ich nicht mehr selbst machen muss! 🙏
Je mehr ich mit Make arbeite, desto tiefer tauche ich auch in das Rabbit Hole der Möglichkeiten ein. Und obwohl Make nativ schon sehr viel kann, gab es irgendwann Grenzen für mich. Um dennoch das allermeiste aus Make herauszuholen, empfehle ich auf drei Dinge ein Augenmerk zu legen.
1. Die Make Community
Ein großer Vorteil bei Make ist die Make Community. Falls du mal irgendwo nicht weiterkommst, kannst du dort nicht nur deine Frage stellen, sondern auch deinen Workflow als Blueprint (Export) öffentlich hochladen. Meist findet dann jemand aus dem Make-Team eine Lösung für dich und stellt dir das Ergebnis als Copy & Paste-Blueprint zum Import in deinem Flow wieder bereit (immer öffentlich im Forum).
In meinem Fall hat mir das z. B. sehr geholfen, als ich RegEx Funktionen für Text-Parsing und -Manipulation benötigte.
2. Das HTTP Modul
Make bietet bereits seeehr viele Integrationen zu Tools an, die du einfach nutzen kannst. In meinem Fall kommt es aber dennoch häufig vor, dass "meine" Lösungen nicht dabei sind.
Um diese dennoch nutzen zu können, nutze und empfehle ich das HTTP-Modul von Make. Damit lassen sich API Schnittstellen beliebiger Webtools ansteuern und ggf. auch in größerem Umfang nutzen, als es die native Integration von Make möglich macht. Wie genau das alles funktioniert, habe ich hier aufgeschrieben.
3. Das (externe) Custom JS Modul
Ein großer Unterschied von Make ggü. anderen Lösungen wie Pipedream und n8n ist, dass es keine Möglichkeit gibt, selbst geschriebenen Code als Teil von Automations auszuführen. Dahinter steckt sicher auch eine strategische Entscheidung, weil sich Make an NoCode-Anwender richtet, und nicht an Entwickler.
Da ich in meinem Alltag aber dennoch hier und LowCode-Bedarf hatte, um bestimmte Funktionen mit Code lösen zu wollen (weil es anders nicht ging), hab ich auf das externe Modul CustomJS (ebenfalls aus Deutschland) zurückgegriffen.
CustomJS wird so einfach als Modul in einen Workflow eingebunden, und kann den bei CustomJS gelagerten Code ausführen. Das Ergebnis wird dann zurück zu Make gespielt und kann dort weiterverarbeitet werden. Funktioniert gut und hab ich hier im Detail erklärt.
n8n, und warum es mein neuer Favorit ist
Heute, nach 2-3 Jahren Make heavy-usage, ist n8n* in mein Leben getreten. n8n ist eine Open Source Software, deren Team ebenfalls in Deutschland sitzt.
Und obwohl ich weiterhin sehr großer Fan von Make bin und bleibe, beginne ich nun, neue Automatisierungen in n8n umzusetzen und plane Make-Automatisierungen nach und nach damit abzulösen.
Aber warum?
n8n hat einige entscheidende Vorteile im Vergleich zu Make, auf die ich kurz eingehen möchte.
1. Self-Hosting führt zu Preisvorteil
n8n ist eine Open-Source-Software. Das bedeutet, die Software selbst ist kostenlos und kann öffentlich heruntergeladen, verändert und genutzt werden, z.B. hier bei Github.
Wer möchte und kann, kann n8n also selbst hosten, z.B. auf dem lokalen Rechner oder auf einem eigenen Cloud-Server. So mache ich das auch!
Ich habe einen Server bei Hetzner* in Deutschland gebucht und n8n darauf installiert.
Preislich hat das am Ende einen enormen Vorteil. Denn im Gegensatz zu Zapier oder Make zahle ich hier nicht mehr pro Workflow oder ausgeführter Operation (wie bei Make), sondern habe unlimitierte Möglichkeiten ohne Preisschild!
Einzig der Server bei Hetzner muss noch bezahlt werden. Für einen Dedicated Server am Standort Deutschland mit 4 vCPU, 16GB RAM und 160GB SSD Festplatte zahle ich dort rund 23 EUR im Monat. Es ginge sogar auch noch deutlich günstiger. Aber selbst, wenn ich jetzt mehrere hunderttausende Ausführungen darüber laufen ließe, bleibt die Software weiterhin kostenlos. Ich zahle weiterhin 23 EUR im Monat - oder ggf. ein paar Euro mehr für ein Server-Upgrade, falls dieser irgendwann an seine Grenzen kommt.
Tipp: Anleitung Self-Hosting bei Hetzner
Eine Anleitung, wie du n8n über Coolify bei Hetzner einrichtest, habe ich hier aufgeschrieben. Ist ziemlich technisch, aber es lohnt sich!
Falls du Hilfe brauchst, gibt es hier und hier auch Beiträge dazu in der LSWW Community.
2. n8n kann Code
Ein weiterer Vorteil für mich ist, dass n8n nativ Code ausführen kann. Das, was bei Make nur per externem (kostenpflichtigen) Modul geht, ist hier mit drin.
Zum Entwickeln kleiner Javascript Tools empfehle ich übrigens ChatGPT 4o. Klappt super! Einfach in Worten beschreiben, was du machen willst. Gibt ein Beispiel-Input von n8n im JSON Format dazu, und schon bekommst du nutzbaren Code.
3. Bessere UI/UX, besseres Testing
Zumindest ist die Experience auf den zweiten Blick besser! Denn besonders, wenn es tief ins Detail der Datenverknüpfungen zwischen einzelnen Modulen (Nodes) geht, ist das User Interface bei n8n einfach besser.
Öffnet man z.B. einen Node, kann man links sehen, welcher Input konkret ankommt, und rechts, was rauskommt. Diese Darstellung war zwar zu Beginn etwas ungewohnt, bringt aber einen enormen Vorteil beim Testen und Debuggen.
Besonders gut ist auch, dass man einen Datensatz für Testdurchläufe in n8n auch "pinnen" kann. Damit müssen Trigger-Daten nicht immer neu abgerufen werden, sondern können innerhalb des Worflows immer wieder genutzt werden.
Einzelne Nodes, die ggf. Änderungen in externen Tools verursachen, können zum Test auch einfach deaktiviert werden. So könnte man einzelne Nodes oder ganze Workflows einfach testen und immer wieder durchlaufen lassen, ohne ständig in den angebundenen Tools wieder Daten löschen zu müssen.
4. Mehr und bessere Module (Storage, AI Agents, etc.)
n8n kann insgesamt mehr als die anderen.
Ob integrierte Datenbanken oder AI Agents, das ist schon ziemlich umfangreich und sicher den ein oder anderen weiteren Artikel hier wert. Für jetzt will ich mich aber nicht zu sehr im Detail verlieren.
Was KI angeht, kann n8n nicht nur ChatGPT oder andere LLMs für einen Zwischenschritt einbinden, sondern auch echte AI Agents bauen, die jeweils mit einem LLM Model, einem Datenspeicher und weiteren Tools ausgestattet werden können.
Und das beste: Für viele Workflows gibt es bereits schöne Workflow Templates* bei n8n, die man einfach nutzen kann.
Fazit
Zapier, Make und n8n haben ihre Daseinsberechtigung.
Mittlerweile sehe ich Zapier aber vor allem für Einsteiger geeignet und diejenigen, die nicht viele Automatisierungen planen umzusetzen. Die Einstiegshürde ist gering.
Wer mehr will und komplexe Automatiserungen rein mit NoCode bauen will, ohne sich mit Self-Hosting und Code verlieren zu wollen, für den ist Make eine Ideale Lösung. Das Preismodell ist fair und das Tool ingesamt sehr flexibel.
Wer Kosten sparen möchte und vor allem sehr technische und individuelle Workflows bauen will, der kommt um Code nicht herum. An der Stelle ist n8n mein Favorit und meine Empfehlung, auch, weil es noch so viel mehr kann im Vergleich zu den anderen.
Kein Spam, keine Weitergabe an Dritte. Nur du und ich.