Circuly: Meine Erfahrungen mit der Shop-unabhängigen Abo-Lösung aus Deutschland
Wer einen Onlineshop betreibt und Verbrauchsprodukte verkauft, der könnte dafür passenderweise auch ein Abo anbieten, z.B. mit Circuly*.
E-Commerce Abos sind beliebt und bekannt, sowohl bei Konsumenten, als auch bei Händlern. Für Konsumenten sorgen sie dafür, dass regelmäßig der gewünschte Nachschub geliefert wird, ohne leerzulaufen.
Für Händler bedeuten Abos vor allem planbare Umsätze, geringere Marketing Aufwände (weil Kunden nicht immer wieder neu gewonnen werden müssen), und eine höhere Kundenloyalität.
Ich selbst biete seit 2016 frisch gerösteten Kaffee im Abo an. Seitdem habe ich nicht nur mehrere Shopsysteme genutzt (Shopify und jetzt WooCommerce), sondern auch unterschiedliche Abo-Tools (Recharge, WooCommerce Subscriptions und jetzt Circuly).
In diesem Artikel zeige ich dir, wie Circuly funktioniert, was dort anders ist als bei den anderen, und warum ich mein Abo-Angebot mittlerweile damit betreibe.
Das kann Circuly
Circuly kommt eigentlich aus dem Rental- und Leasing-Business. Ob Kinderwagen oder E-Roller, der Softwareprozess wurde ursprünglich für Produkte gebaut, die wiederkehrende abgerechnet, aber nicht physisch immer wieder neu verschickt oder zurückgegeben werden müssen. Ausnahmen sind Vertrags-Beendigung, Reparatur oder Austausch von Produkten. So wird es auch im Circuly Image Video dargestellt:
Seit kurzem (ca. 2023) hat Circuly aber auch den Markt der Verbrauchsprodukte für sich entdeckt und baut das System seitdem auch in diese Richtung aus.
Der grundlegende Unterschied zu Miet-Modellen ist, dass jede Bestellung in sich abgeschlossen ist. Kaffee (in meinem Fall) wird also jedes Mal frisch verschickt und einfach vom Kunden aufgebracht. Es gibt keine geplante Rücknahme, kein geplantes Vertragsende oder ähnliches. Der Kunde kann jederzeit starten und jederzeit wieder kündigen.
Das Abo ist in dem Fall also ein reiner Convenience-Faktor. Einer, der das regelmäßige Bestellen von Produkten einfacher macht, die Produkte ggf. günstiger liefert und jeweils vorab an die nächste Lieferung erinnert, sodass es keine Überraschungen gibt.
Dafür bietet Circuly einige gute Kernfunktionen:
- Kunden, Produkt- und Bestellübersicht
- Kundenzugang zum Kundenkonto
- Payment Integration
- Integration mit Shopsystemen
- Rechnungsstellung
- E-Mail Versand (Erinnerungen, Bestellbestätigungen, usw)
- Gutscheine & Kunden-werben-Kunden Programm
- Abwicklung von Rückgaben und Austausch (bei Miet-Modellen)
Circuly ist Shop-unabhängig
Für mich ist der größte Vorteil von Circuly in Vergleich zu Recharge und WooCommerce Subscriptions, dass das System nicht an an bestimmtes Shopsystem gebunden ist.
Ansich fand ich nämlich Recharge immer wirklich gut und würde es auch heute noch nutzen, allerdings ist Recharge an Shopify gebunden. Als mir die Datenschutzbehörde die weitere Nutzung damals untersagt hatte, musste ich damit also auch Recharge hinter mit lassen.
Circuly hingegen ist Shop-unabhängig, bzw. zumindest nicht an ein bestimmtes Shopsystem gebunden. Derzeit gibt es Integrationen zu:
- Shopify
- Shopware
- WooCommerce
- Saleor.io (ein Headless Shopsystem)
Gleiches gilt auch für Payment Dienstleister. Auch hier ist Circuly flexibel und integriert mit:
- Mollie
- Adyen
- Stripe
- Braintree
Zumindest beim Wechsel eines Shopsystems wäre ich künftig also flexibel. Die Bestellungen, die Kundenverwaltung und alle Zahlungs-Tokens sind komplett in Circuly und würden dort auch nach einer Shopumstellung weiter sein.
Würde ich das Shopsystem wechseln, bliebe alles beim alten. Eine Kundenmigration wäre nicht erforderlich. Die geänderte Shop-Integration würde lediglich bewirken, dass Bestellungen in einem anderen Shopsystem (zusätzlich) angelegt werden.
White-Label Kundenlogin wird von Circuly gestellt
Ein weiterer Vorteil der flexiblen Integration ist auch, dass der Kundenlogin nicht im Shopsystem liegt, sondern ebenfalls bei Circuly. Der Login wird auf einer Subdomain bereitgestellt (z.B. login.meinshop.de) und bei Circuly gehostet.
Ein festes Passwort für Kunden gibt es nicht. Stattdessen melden sie sich per "Magic-Link" an. Sie geben also zum Login die E-Mail-Adresse ein und erhalten ein temporäres Einmal-Passwort per E-Mail, mit dem sie sich einloggen können.
Der Login Bereich für Kunden lässt sich z. B. farblich an die eigenen Brand-Farben anpassen. Kunden können darin dann ihre Abo-Produkte anpassen, kommende Bestellungen sehen und verschieben, die Zahlungsmethode ändern oder auch die Adresse ändern.
Admin-Oberfläche für Händler
Aus Händler-Sicht sieht Circuly deutlich komplexer aus. Der "Backened" für Händler bietet detaillierten Zugriff auf Kunden, Bestellungen und Abos. Auch wenn viel möglich ist, manchmal ist es nicht intuiv. Hier waren die alten Systeme für mich noch besser.
Zu jedem Kunden sehe ich Bestellungen, Zahlungen, Abos, ggf. Kommentare und auch Insights, wie wertvoll dieser Kunde ist.
An der Stelle sieht man allerdings auch teilweise noch am Wording, dass Verbrauchsprodukte noch neu sind. Es wird z.B. von "rented products" geschrieben, obwohl hier nichts gemietet wurde.
Tipp: Wenn du einen Shop betreibst, dir aber das Budget für Marketing fehlt, dann kommt hier die gute Nachricht: Es geht auch ohne! In meinem Video-Kurs E-Commerce Marketing on a Budget habe ich meine Erfahrungen aus 7 Jahren E-Commerce Bootstrapping zusammengepackt. Darin zeige ich u.a. wie du auch ohne Ads und ohne Marketing-Budget langfristig wachsen kannst.
Nahtlose Integration mit dem Shopsystem
Die Integration mit Shopsystemen wird vom Circuly Team im Rahmen des Onboardings durchgeführt. Bei Shopify geht das per App. Bei WooCommerce ist eine Anpassung des Theme-Codes erforderlich, die vom Circuly Team übernommen wird.
Produkte werden weiterhin bei WooCommerce angelegt und dort auch gepflegt. Per Synchronisation landen diese dann in Circuly und können dort mit der Bestellung und Zahlung verknüpft werden.
Aus Kundensicht ist die Integration dennoch nahtlos und gut. Die Produktseite inkl. Verfügbarkeit und Beschreibung liegt in meinem Beispiel bei WooCommerce. Durch die Anpassung beim Onboarding wurde die Einmal-Kauf-Option ersetzt durch ein Dropdown mit verschiedenen Abo-Intervallen.
Legt der Kunde das Produkt in den Warenkorb, öffnet sich eine Circuly-Seiteleiste mit dem Warenkorb, in dem der Abo-Preis (in meinem Fall 10% günstiger) mit dem Hinweis dargestellt wird, dass es eine regelmäßige Lieferung ist.
Die Warenkorb-Darstellung ist so nicht festgelegt und könnte auch eine Seite sein (satt Seitenleiste).
Geht der Kunde dann zum Checkout, beginnt aber dann definitiv der Circuly Prozess und (bei WooCommerce) dann auch der Checkout, der bei Circuly gehostet wird.
Da der WooCommerce Checkout immer Theme-abhängig ist und mit Plugin wie z.B. German Market Deutschland-ready gemacht werden musste, bin ich nun froh darüber, dass dieses Thema wieder nicht mehr bei mir liegt.
Als Unternehmen aus Deutschland hat das Team hier alle rechtlichen Anforderungen auf dem Zettel und umgesetzt. Und schön ist er auch, der Circuly-Checkout - sowohl mobil, als auch auf dem Desktop:
Der Checkout bietet folgende Funktionen an:
- Darstellung von Einzel- und Abo-Käufen auf Produktebene inkl. Trennung beim Kaufpreis
- Gutschein-Eingabe mit E-Mail Verfizierung
- Gewünschtes Versanddatum (wenn nicht sofort geliefert werden soll)
- Adresseingabe
- Payment Integration
- Optional: Bonitätsprüfung über CRIF
Da ich Mollie als Zahlungsdienstleister nutze, wird in dem Fall ein weitere Schritt für die Zahlung bei Mollie erforderlich. Wer nicht möchte, dass der Kunde an der Stelle nochmal zu Mollie umgeleitet wird, kann das z.B. mit Adyen umsetzen.
Gutscheine & Rabattcodes
Die Verwaltung von Gutscheinen findet ebenfalls bei Circuly statt. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Kunden Rabatte hier nutzen können:
- Aus dem Kunden-werben-Kunden Programm
- Über manuell erstellte Gutscheincodes
Beides wird in Circuly erstellt und verwaltet. Das Kunden-Programm ist - falls aktiviert - im Kundenkonto nach dem Login für Kunden sichtbar, inkl. Hinweis. Dort kann jeder Kunde einen Empfehlungsgutschein erzeugen und weitergeben. Das wird in meinem Fall auch schon fleissig genutzt und spart den Einsatz von weitere Tools hierfür.
Als Händler kann ich festlegen
- welchen Rabatt der geworbene Kunde erhalten soll,
- wie hoch eine Gutschrift bei Erfolg beim Werber hinterlegt werden soll,
- wie lange ein Rabattcode gültig sein soll (damit er nicht auf irgendwelchen Gutscheinplattformen landet).
Wunsch-Versanddatum
Das Wunsch-Versanddatum ist ein optionales Feature von Circuly, das in meinem Fall (frischer Kaffee) Sinn ergibt und auch gerne von Kunden genutzt wird. Die Umsetzung bis hin zum Versand ist allerdings nicht ganz Teil von Circuly. Hier wird lediglich ein Custom-Field mit dem Wunsch-Datum bei der Bestellung in WooCommerce übergeben. Was ich dann damit mache, liegt in meiner Verantwortung (nicht bei Circuly).
Den Prozess habe ich aber ebenfalls komplett automatisiert. Wie genau, kannst du hier nachlesen:
Nach der Bestellung
Sobald die Bestellung über den Circuly Checkout abgewickelt wird, wird diese zurück zum Shop synchronisiert. Von dort aus nutze ich weiterhin meine ERP-Integration zu Billbee*, um dort die Bestellung für den Versand vorzubereiten, Rechnungen zu erstellen, usw.
Rechnungsstellung
Die Rechnungsstellung kann auch optional von Circuly erledigt werden. Das hätte den Vorteil, dass Kunden diese auch direkt in ihrem Kundenbereich sehen und herunterladen könnten. Da ich aber ohnehin bereits einen funktionierenden Prozess bei Billbee hatte (inkl. Rechnungsversand und Versand der Sendungsnummern), und ich auch weitere Verkaufswege außerhalb meines Shops habe, nutze ich Circuly nicht für diese Funktion.
Was kostet Circuly?
Die Kosten von Circuly sind abhängig vom Umsatzvolumen und den verwendenten Features. Die Integration mit CRIF für die Bonitätsprüfung ist z.B. einfach und praktisch, kostet aber je Anfrage natürlich extra.
Für Circuly selbst gibt Monatspauschale und eine umsatzabhängige Komponente. Es wird unterschieden zwischen einem Starter- und einem Pro-Tarif.
Im Starter-Tarif kannst du entweder klassische Verbrauchs-Abo-Bestellungen (wie Kaffeepackungen) oder Vermiet-Abos (wie vermietete Kaffeemaschinen) über das Tool abwickeln. Im Pro-Tarif ist beides enthalten.
Unabhängig davon kannst du in beiden Tarifen auch Einzelbestellungen (ohne Abo) über das Tool abwickeln.
In meinem Fall (ich nutze den Starter Tarif mit Verbrauchs-Abos) kostet Circuly 499€ / Monat und eine umsatzabhängige Komponente von 1,5% vom monatlichen Umsatz, der über das System abgewickelt wird.
Dazu kommen einmalige Onboarding-Kosten, die abhängig vom Shopsystem sind und zwischen ein paar hundert Euro oder einem kleinen 4-stelligen Betrag liegen.
Natürlich ist Circuly damit kein 79€ Self-Service-SaaS-Tool für die Abo-Abwicklung, aber es ist dennoch sein Geld wert. Vom Onboarding bis zur laufenden Betreuung fühle ich mich als Kunde gut behandelt und gehört. Ich habe einen direkten Draht zum Team und mein Feedback wird aufgenommen und teilweise umgesetzt.
Im Vergleich zu Recharge ist Circuly auf einem ähnlich Preisniveau. Recharge geht z.B. los bei 99 USD / Monat und nimmt zusätzlich 1,25% + 0,19 USD / Transaktion (unabhängig von Payment Gebühren, die nochmal extra kommen). Diese dynamsichen Transaktionskosten gibt es bei Circuly nicht.
Beispiel Kosten Vergleich mit Recharge:
50k€ Umsatz würden
- bei Circuly 698€ pauschal kosten.
- Bei Recharge wären das bei einem durchschnittlichen Warenkorb von 50€ (=1000 Bestellungen) Kosten i.H.v. 99 USD + 1,25% * 50k + 50*0,19 USD = 99 USD + 625 USD + 19 USD = 743 USD.
Damit ist das Kostenniveau recht ähnlich und kein Vorteil bei einem von beiden Wettbewerbern.
Um herauszufinden, ob Circuly auch für dein Modell passt, lass dich am besten einfach mal unverbindlich beraten und dir das Tool zeigen.
Meine Kritikpunkte an Circuly
Circuly ist ein tolles System und das Team echt gut und greifbar für mich, aber nach einigen Monaten in der Praxis habe ich auch einige Dinge, die für diejenigen interessant sein könnten, die überlegen mit Circuly zu starten. Darunter sind Kritikpunkte an Circuly, aber auch Feedback von meinen Kunden, die Circuly nutzen.