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Wann müssen Kurse von der ZFU zertifiziert werden?

Die ZFU versetzt Online Kurs Anbieter in Schrecken. Erfahre in diesem Artikel, worum es geht, und wie du eine Zertifizierungspflicht umgehen kannst.
Online Kurse und die ZFU - Wann sind Coaching und Kurse zertifizierungspflichtig?

Spätestens seit der Pandemie sind Online Kurse etabliert. Für Studierende ist das ein toller Weg, die eigenen Fähigkeiten sehr gezielt auszubauen. Für Kursanbieter ist das ein skalierfähiges Online Geschäftsmodell. Befeuert wird der Trend durch einfache Tools, mit denen jeder heute Onlinekurse in einem professionellen Setup anbieten kann.

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Wir wären aber nicht in Deutschland, wenn es nicht auch hierfür eine gesetzliche Grundlage (FernUSG) und eine entsprechende behördliche Regulierungsstelle gäbe (ZFU). Die Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) ist eine Behörde in Deutschland und zuständig für die Genehmigung und Überwachung von Fernlehrgängen. Sie setzt Standards, die sowohl Lehrgangsanbietern als auch Teilnehmenden Sicherheit bieten soll.

In diesem Artikel erfährst du, was die ZFU genau ist, was sie macht, und welche Auswirkungen ihre Regulierungen auf Anbieter von Online Kurse und Coachings, und deren Teilnehmer haben.

Die ZFU aus Sicht der Kursteilnehmer

Für die ZFU stehen Qualität und Vertrauenswürdigkeit an oberster Stelle, wenn es um sog. Fernunterricht geht. Der Begriff ist nicht geschützt, meint aber alles, was im wesentlichen asynchron (also nicht live) und auf Distanz (also nicht in Präsenz) passiert, wenn es um Weiterbildung geht.

Für Studierende (also Kursteilnehmer) ist die ZFU also wichtige Instanz. Durch die Überprüfung und Zulassung von Fernlehrgängen, und einem entsprechenden Siegel, soll die Qualität von Kursinhalten, sowie der Anspruch an den deutschen Bildungsstandard versichert werden.

Für Teilnehmende bedeutet die Anerkennung von Abschlüssen und Zertifikaten durch die ZFU auch höhere Wertigkeit der Kursteilnahme. So werden ZFU-geprüfte Kurse z.B. bei Arbeitgebern und in der akademischen Welt eher anerkannt, wenn es Karriere- und Weiterentwicklung geht.

Außerdem soll die ZFU vor teuren Fehlentscheidungen von Kurs-Interessenten bewahren.

Standards für mehr Qualität

Um diese Ziele zu erreichen, setzt die ZFU Standards, die den Anbietern von Fernlehrgängen und Onlinekursen einen Rahmen geben, um Kurse nicht nur fachlich, sondern auch pädagogisch hochwertig zu gestalten. Das beinhaltet ein didaktisch sinnvoll aufgebautes Kursmaterial ebenso wie eine qualifizierte Betreuung während des Kurses.

Das bedeutet die ZFU für Kursanbieter

Die Zentralstelle für Fernunterricht spielt nicht nur für Teilenehmer, sondern auch für Kursanbieter eine wesentliche Rolle. Denn eine Zertifizierung ist teuer, mit Aufwand verbunden, und macht einigermaßen unflexibel, wenn es um Anpassungen der Kursmaterialien nach der Zertifizierung geht.

Jeder Anbieter, der einen Fernlehrgang (a.k.a. Onlinekurs) nach den gesetzlichen Kriterien in Deutschland durchführen möchte, muss sich einem umfangreichen Genehmigungsprozess durch die ZFU unterziehen. Dazu gehört, dass die Kursunterlagen vorab eingereicht und geprüft werden müssen.

Zu den Anforderungen gehören detaillierte Lehrpläne, Lebensläufe der Lehrenden, Musterlehrmaterial und eine genaue Darstellung der Betreuung der Studierenden. Diese Dokumente müssen zeigen, dass der Kurs inhaltlich fundiert und pädagogisch wertvoll ist und dass den Studierenden Unterstützung auf ihrem Lernweg geboten wird. Erst wenn die ZFU überzeugt ist, dass alle Kriterien erfüllt sind, erteilt sie die notwendige Zulassung.

Die rechtlichen Konsequenzen für nicht konforme Angebote können schwerwiegend sein. Eine fehlende ZFU-Zulassung kann dazu führen, dass Abschlüsse nicht anerkannt oder sogar Verträge mit Studierenden für nichtig erklärt werden. Das ist nicht nur ein finanzielles Risiko (Geld wird zurückgefordert), sondern kann auch den Ruf eines Kursanbieters schnell ruinieren.

ZFU Zertifizierung hat auch Vorteile

Das klingt alles herausfordernd, aber eine ZFU-Zertifizierung bietet auch bedeutende Vorteile. Ein genehmigter Kurs erhöht das Vertrauen der potenziellen Studierenden und steht für Qualität, was wiederum einen echten USP im starken Wettbewerb bedeuten kann. Man könnte es ein wenig vergleichen mit einer Krankenkassenzulassung eines Yoga-Kurses. Teilnehmer würden die Zulassung als Qualitätskriterium bewerten und diesen Kurs ggf. einem anderen vorziehen.

Die Auswirkungen der ZFU-Regulierung sind also recht weitreichend und prägen maßgeblich den deutschen Markt für Online Kurse und Fernunterricht.

Deshalb möchte ich mehr darauf eingehen, wer von der Regulierungspflicht eigentlich konkret betroffen ist, und ob wirklich jeder Kursanbieter mit der ZFU zusammenkommen muss.

Wer ist ZFU zertifizierungspflichtig?

Die Frage, wer eine Zertifizierung durch die ZFU durchlaufen muss, ist entscheidend für viele Online-Kursanbieter. Grundsätzlich gilt, dass gemäß dem Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) alle Fernlehrgänge in Deutschland, die berufliche oder schulische Kenntnisse vermitteln oder zur Persönlichkeitsbildung beitragen, zulassungspflichtig sind.

Dazu gehören Kurse, die auf einen Abschluss vorbereiten oder allgemein zur Weiterbildung dienen. Ist das Ziel eines Kurses ausschließlich die Freizeitgestaltung, also reine Hobbykurse ohne Bildungsanspruch, fällt dieser meist nicht unter die Zulassungspflicht der ZFU.

Folgende Fälle sind demnach nicht zertifizierungspflichtig:

  • Fernstudiengänge von Hochschulen, die keinen privatrechtlichen Vertrag erfordern.
  • Live-Coaching / Live-Unterricht - also Kurse, bei denen Coach und Student gleichzeitig zum Beispiel über einen Videochat oder ein virtuelles Klassenzimmer miteinander verbunden sind.
  • Fernkurse mit mehr als 50 % Präsenzunterricht.
  • Hobby-Lehrgänge, die der privaten Unterhaltung oder Freizeitgestaltung dienen.

Anbieter wie Digistore24 haben sogar ihre Kunden im letzten Jahr aktiv darauf hingewiesen, dass neue Genehmigungskriterien für Kurse & Coachings gelten (um Umsatzausfälle und Streitigkeiten wegen der ZFU zu vermeiden). Seitdem gilt dort:

  • Es darf keine Möglichkeit mehr geben, dass Kunden inhaltliche Fragen stellen.
  • Deswegen darf es keinen Zugang zu WhatsApp-/Facebook-Gruppen oder vergleichbaren Gruppen mehr geben und auch keine Kontaktmöglichkeit per E-Mail, Forum, Messenger oder Telefon. Das Angebot sollte also 100% im Self-Service konsumierbar sein.
  • Außerdem dürfen in Coaching-Produkten keine Videos inkl. Aufzeichnungen mehr enthalten sein, ebenso auch keine zeitversetzte Kommunikation, um inhaltliche Fragen zu stellen (z. B. via WhatsApp- oder Facebook-Gruppen, Foren oder Ähnlichem).

Was sagt die ZFU selbst?

Das klingt ziemlich dramatisch. Ist es das auch?

Die ZFU erklärt die Voraussetzungen recht ausführlich hier:

Fernunterricht ist jede Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, die den gesetzlichen Vorgaben des Fernunterrichtsschutzgesetzes entsprechen müssen, wie es in § 1 Abs. 1 des FernUSG definiert ist. Das Fernunterrichtsschutzgesetz legt die gesetzlichen Anforderungen fest, die erfüllt werden müssen, um als Fernunterricht von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht zertifiziert zu werden.

Ferner werden folgende Kriterien aufgeführt, nach denen eine Zertifizierung erforderlich ist:

  • Vertragliche Grundlage (schriftlich, klärt den Zugang zum Kursangebot)
  • Gegen Entgelt (entgeltliche Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten)
  • Ausschließlich oder überwiegend räumliche Distanz (>50% "online" oder asynchron)
  • Zumindest einmalige individuelle Lernerfolgskontrolle (z.B. durch eine Checkliste, Abschlussprüfung, Abfrage)

Wenn du also einen Online Kurs anbietest, solltest du also diese Kriterien prüfen und dein Angebot ggf. so gestalten, dass es nicht zertifizierungspflichtig ist. Das spart nicht nur Kosten (s. u.), sondern bewahrt dich im Streitfall auch vor Zahlungsausfall. Bei Unsicherheit könntest du auch direkt bei der ZFU anzufragen unter poststelle@zfu.nrw.de

Was kostet eine ZFU Zertifizierung?

Die Kosten für eine Zertifizierung durch die ZFU hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Umfang des Kurses oder davon, ob es sich um eine Neuzulassung oder die Verlängerung einer bestehenden Zulassung handelt. Generell gilt, dass die Gebühren für die Zertifizierung in der Kostenverordnung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung verankert sind und sich nach dem Verwaltungsaufwand richten.

Los geht es aber bei 150 % vom Kurswert. Wenn du also ein Fernlehrgang als Coaching für 2.000 EUR verkaufst, kostet eine Zertifizierung dafür 3.000 EUR.

Einen Rechner und weitere Kosten findest du hier bei der ZFU.

ZFU Kosten für eine Zertifizierung
ZFU Gebühren Rechner

Zusätzlich zu den eigentlichen Gebühren können weitere Kosten für die Erstellung von Unterlagen oder auch für die externe Beratung anfallen.

Fazit: Nicht jeder Kurs muss zertifiziert werden

Für Onlinekurs-Anbieter und Coaches ist die ZFU sicherlich nervig. Aus Studierenden-Sicht ist aber alles nachvollziehbar.

Aus meiner Sicht ist Panik jedoch nicht angebracht. Wichtig ist, die Kriterien der ZFU zu kennen und das Angebot entsprechend zu gestalten.

Eine einfache Lösung könnte sein, wenn du z.B. 51% deines Kurses in Form einer Präsenzrunde per Video-Call abwickelst. Biete auch keine Möglichkeiten für Rückfragen an, sondern betrachte den Kurs eher wie ein Buch. Der Inhalt soll natürlich Mehrwert vermitteln, aber in sich abgeschlossen sein - ohne Rückfragen, ohne Coaching, ohne Lernzielkontrolle.

Wenn du zum Thema diskutieren möchtest, komm in die LSWW Community.

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