Was ich 2 Wochen nach Einführung eines Paid Memberships für meinen Blog gelernt habe
Für viele ist Bloggen ein Hobby, für andere der Traum vom eigenen Business. Warum auch nicht?! Bloggen ist immerhin viel Arbeit und hilft (in den meisten Fällen) Lesern weiter.
So geht es mir auch mit meinem Blog. Nach vielen Jahren kostenlosem Content und dem Fokus des Geschäftsmodells auf Affiliate-Marketing, habe ich beschlossen, mit einem Paid Membership Modell einen zusätzlichen Weg einzuschlagen, um die Arbeit zu entlohnen.
In diesem Beitrag berichte ich darüber, warum Affiliate-Marketing und Werbung als bisherigen Geschäftsmodell allein für die Zukunft problematisch sind, welche Lücken ein Membership Modell für Blogger schließen kann, und was in den ersten 2 Wochen nach Einführung des Modells in meinem konkreten Fall passiert ist.
Warum Affiliate-Marketing nicht die einzige Strategie sein kann
Affiliate-Marketing ist ein großartiges Geschäftsmodell. Die Idee ist, auf möglichst natürliche und authentische Art als Blogger über Produkte zu berichten und so Leser dazu zu motivieren, das Produkt selbst zu kaufen. Der Affiliate erhält für seine Empfehlung eine Vergütung. Der Empfohlene fällt eine qualifizierte Entscheidung und findet ein neues Produkt. Der Produktanbieter gewinnt einen neuen Kunden. Alle gewinnen.
Dieses Modell bringt allerdings auch Herausforderungen für Blogger mit sich:
- Wie erreiche ich potenzielle Leser? Was, wenn SEO in Zeiten von KI Chats immer unrelevanter wird?
- Was ist mit Produkten, die keine oder nur gering bezahlte Affiliate-Partnerschaft anbieten?
- Was, wenn Tracking Mechanismen plötzlich nicht mehr so gut funktionieren aufgrund von Datenschutzregulierungen?
- Was ist mit Content, die sich nicht unmittelbar um ein Produkt dreht, aber dennoch für die Zielgruppe relevant ist?
Wer Affiliate-Marketing erfolgreich einsetzen will, der muss vor allem eine große Reichweite erzielen. Vor einigen Jahren bedeutete das vor allem SEO. Heute ist es aber auch nicht unüblich, als Influencer oder YouTuber eine passende und große Zielgruppe aufzubauen. Nicht umsonst starten Influencer plötzlich Online Shops oder verkaufen digitale Produkte.
So oder so, ein Großteil der Arbeit muss in den Aufbau der Reichweite fließen, damit am Ende ein kleiner Teil davon den Empfehlungen folgt, für die es hoffentlich ein Affiliate-Programm gibt.
Grundsätzlich ein gutes Konzept, aber nicht ausreichend, wenn du vor allem für Leser schreiben möchtest, nicht für Google.
Was ein Membership Modell anders macht
Die Idee eines Membership Modells ist es, sich von klassischen Erfolgskennzahlen eines Blogs (SEO, Traffic, Affiliate Umsatz) zu lösen, um freier und fachlicher im Sinne der Zielgruppe schreiben zu können.
Ein Modell, was bereits bei großen Magazinen und Publikationen gut funktioniert. Ich abonniere eine Zeitung und verlasse mich darauf, dass mich die Inhalte ansprechen.
Ein Membership Modell löst den unmittelbaren Druck für Autoren nur Texte schreiben zu müssen, die aus SEO- und/oder Affiliate-Gesichtspunkten Sinn ergeben. Stattdessen schreiben sie das, von dem sie ausgehen, was für die Zielgruppe relevant ist.
Warum es ganz ohne SEO auch nicht geht
Die 100%-ige Lösung ist ein Membership Modell allerdings ebenfalls nicht, zumindest wenn man es als Freifahrtsschein zur Vernachlässigung von SEO versteht. Denn ganz ohne SEO müssten zumindest andere Traffic-Quellen gefunden werden (z.B. Paid Ads, Social, YouTube). Langfristig ist SEO immer und in jedem Online Geschäftsmodell sinnvoll. Der starke Fokus darf bei alternativen Modellen allerdings gerne gelockert werden.
Nach diesen Erkenntnissen und der Einsicht, dass ich lieber Schreibe als teure Kurse oder Coachings zu entwickeln, habe ich mich entschlossen, für diesen Blog (LSWW.de) ein kostenpflichtiges Membership Modell einzuführen.
Statt alle Leser und die Community mit fertigen Tatsachen zu konfrontieren, habe ich mich außerdem dazu entschieden, das Modell so öffentlich wie möglich zu kommunizieren, und alle Schritte und Erkenntnisse mit der Community gemeinsam zu entwickeln, bzw. die Ergebnisse zu teilen.
Die ersten 2 Wochen: Zahlen, Erkenntnisse und was ich bereits geändert habe
Nach langem Überlegen und technischer Vorbereitung ging es an die Umsetzung.
Phase 1: Umfrage
"Könntest du dir vorstellen, diesen Blog mit 5 € / Monat zu unterstützen?"
In der ersten Phase habe ich in einem Newsletter gefragt, ob sich die Leser vorstellen können, diesen Blog über eine Support Mitgliedschaft zu unterstützen.
Das Feedback war positiv: 2/3 von denen, die (anonym) abgestimmt hatten, haben mit Ja geantwortet.
Gleichzeit habe ich technisch alles vorbereitet, was für die Umsetzung erforderlich ist. Dazu gehören eine Paywall Funktion, ein Membership Management, Payment & Rechnungsstellung. Die technische Basis für meinen Blog ist das CMS Ghost. Wer möchte, könnte das aber auch mit jedem anderen Blog oder Homepage Baukasten mit Hilfe von Tools wie SteadyHQ.com oder Patreon.com umsetzen.
Phase 2: Das erste zahlbare Angebot
Bitte unterstütze diesen Blog ohne Gegenleistung.
In der ersten Form führte ich in erste, neu geschriebene Artikel eine Paywall ein. Um den Inhalt dieser Texte vollständig zu lesen, reichte jedoch bis dato eine kostenlose Anmeldung aus. Wer wollte, konnte ohne weitere Zusatzleistung für 6€ brutto pro Monat (ca. 5€ netto), oder 60€ brutto im Jahr freiwillig unterstützen.
Die Idee war dieselbe, die auch Steady und Patreon promoten. Hier bitten üblicherweise Creator oder Influencer mit einer gewissen Reichweite ihr Publikum darum, eine Produkt-unabhängige Supporter-Gebühr zu bezahlen, um die Arbeit grundsätzlich zu unterstützen.
Da hier die Arbeit als Ganze unterstützt wird, wird die Gebühr hierfür unabhängig von einem Produkt gezahlt. Im Gegenzug gibt es also ein saftiges DANKE und das gute Gefühl, den Creator unterstützt zu haben.
Phase 3: Erste Umsätze und eine wesentliche Änderung
Die ersten Umsätze gingen direkt ab Tag 1 ein! Wow, ein tolles Gefühl!
Es gab (mehrere) Menschen, die auch ohne konkrete Gegenleistung bereit waren zu unterstützen, die meisten sogar im Jahresabo! Trotzdem habe ich weiter nachgefragt und aktiv Feedback eingeholt, von Zahlern und von Nicht-Zahlern.
Die wichtigste Erkenntnis in dieser Phase: Ganz ohne konkrete Gegenleistung fällt es den meisten Lesern schwer, tatsächlich zu buchen.